MinMon Podcast #39 by Ed2000

Mit dem neuen Jahr steht auch ein neuer Podcast ins Haus. Zu Gast für die Nummer 39 ist kein geringer als der aus London stammende DJ – Ed2000. Er ist ein Urgestein der Berliner Underground-Dance-Szene und steht heute neben DJ Vela als kreativer Kopf hinter dem Label Dangerous Drums.

Er hat uns einen unglaublich langen Mix bereitgestellt und wir sprechen mit ihm im Interview über seinen Werdegang, woher er seine Musik bezieht und über das Label Dangerours Drums.

Steckbrief

Artist: Ed2000 alias Corin Arnold
Label: Dangerous Drums
Born: ​1957​
On air since: ​1992​
Living: ​Berlin since 88 – born in London​
Playtime: ​ since 1978​
Setup: 2x cdj pioneer player, pioneer mixer, vestax etc, roland sp404, audacity und mixmeister fur edits plus efx
Favoriten: Aluar Horns​
Drink: Indischer Tee
Superpower: Ginseng​

Podcast


(Direktlinks: SoundCloud, Podcast Feed, iTunes, Download)

Interview

Hallo Corin, schön das du Zeit gefunden hast und herzlich Willkommen beim MinMon Podcast. Wie geht es dir?

​Ich danke euch für die Möglichkeit – wirklich und es freut mich sehr Teil dieses Projektes zu sein.​ ​Mir geht es relativ gut danke, ich bin verliebt meine Partnerin Nika wie nie zuvor und das für bald 4 Jahre. Ich freue mich auch sehr darauf, dass ich dieses Jahr für zwei Monate nach Japan gehen kann und hoffe das hier in der nächsten Zeit kein Krieg ausbricht. Mein Enkelkind und meine Kinder sind alle glücklich und gesund​ ​und eigentlich kann ich nicht mehre viel von diesem leben erwarten.

Großartig ist auch das ich immer noch mit meinen 60 jungen Jahren gebucht werde – das macht mich sehr glücklich.

Wie bist du damals eigentlich zur Musik gekommen? Kannst du etwas mehr zu dem Label „Dangerous Drums“ erzählen?

Zur Musik bin ich über meine Eltern gekommen. Mein Vater war ein großer Fan von USA RNB in den Sechzigern und hat mir gezeigt wie er stundenlang mit Reel-to-Reel Recording Piratensendungen aufgenommen hat und diese danach editierte um die Moderatoren raus zuschneiden. Somit hatte er am Ende seine Lieblinge wie Otis Redding, Motown, Stax oder James Brow alle zusammen beatgenau zusammengeschnitten.

Meine Mutter hat tagsüber viel Radio gehört, welches damals in den Sechzigern schon sehr progressive sein konnte. So habe ich meine Verbindungen zu den Kinks, Beatles, Stones usw. bekommen. Als meine Mutter dann zum zweiten Mal heiratete war ich mittendrin in der Hippibewegung, wobei ich dann da viel Rock und Folk gehört habe. Irgendwann entdeckte ich Ska für mich und mit 13 entschied ich dann das ich ein so genannter Smoothie (benannt Post Skins) sein will.

Mit Dangerous Drums habe ich angefangen als ich merkte das unsere Breakbeat Posse immer um die zwei verfügbaren Exemplare von jeder neuen Breakbeat Platte gestritten haben. Breaks waren zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht populär genug, als das es sich für einen Plattenladenbesitzer gelohnt hätte mehr als ein paar Platten von jeder Veröffentlichung zu bestellen. Das Label sollte zeigen, das es nötig ist das wir unsere eigenen Platten raus bringen und das ich mit ein paar Sampels einen Tanzbaren Track auf die Beine stellen kann. Do It Yourself – quasi.

Irgendwann dann hat Dangerous Drums auf einmal eine Menge Demo Tapes zugesandt bekommen und als ich für eine Kunst-DJ-Show angefragt wurde, entschied ich mich dazu einfach alle Demos völlig blind zu spielen. Die Tanzfläche war nach drei Tracks voll und für mich war klar, dass ich alle auch auf Dangerous Drums veröffentlichen werde. Unter dem Namen „It’s a Berlin thing“ erschien erst eine Vinyl und dann später mit „It’s a Berlin thing – Vol. 1“ eine Doppel-CD. Insgesamt haben wir als kleines Label mehr als 100 Künstler veröffentlicht, von denen einige später großen Erfolg erlangen sollten.

Ich finde es toll wie sich unsere Partyreihe und das Label entwickelt haben. Ein wichtiger Stützpfeiler war meine damalige Partnerin und auch immer noch Dangerous Drums Mitorganisatorin, die das alles mit möglich gemacht hat. Wäre ich allein gewesen wäre ich irgendwo untergegangen – ich habe zwar gute Ideen aber brauche immer jemanden der diese umsetzen kann – DJ Vela hat das gemacht! Wir überdenken gerade wie es weiter geht. Aktuell gibt es verschiedene Möglichkeiten, sicher ist nur, das es weiter geht!

Wann waren für Dich die musikalisch stärksten Jahre?

​Eine meiner Lieblingsphasen ist die in der ich Ska kennengelernt habe. Später dann hatte ich Spaß mit LSD und Psyché Rock. Darauf folgten Punk und Reggae Dub. Die 80iger waren nichts für mich – nach dem Punk blieb es langweilig bis zu Housemusik Ende der 80iger Jahre. Um mich selbst zu zitieren: „Personally I was not a fan of perfect Pop, Synth Pop or The Smiths. I found it all boring to the least.“. Ab 87 kam die Housemusik und danach lieferte die Rave Szene sehr viel großartige Musik. Heute gibt es jeden Tag viel gute neue Musik, aber man muss das als DJ viel Zeit investieren und sich durch sehr viele Tracks durch sortieren. Es ist nicht mehr so einfach wie früher wo man einfach 2x die Woche alles mitgenommen hat was zu bekommen war.

Jetzt, mit Deiner Erfahrung und sicher ohne jugendliches Destinktionsverhalten, was sind die Eigenschaften eines hervorragenden Dance Tracks in Deinen Augen?

Oh schwierig, aber letztendlich bin ich ein Unterstützer der Worte „It began in Africa“. Es muss etwas in der Musik sein die meinen Geist aufweckt und natürlich liebe ich immer noch gefährliche Trommeln, Afro Cuban und South American Music. Von letzteren habe ich übrigens viel via field recordings auf Haiti und in Afrika gesammelt. Ich habe keine Präferenzen was das Tempo, die BPM oder den Style angeht. Es sollte ein Überraschungsfaktor drin sein – etwas was ich noch nicht gehört habe. Der Track muss mich irgendwann komplett übernehmen und das Gefühl evozieren das alles möglich ist. Das Gefühl das Liebe stärker als alles andere ist und Freiheit, Ruhe, Frieden Respekt für Frauen, Männer und Kindern, für das Leben. Und wenn das alles mich noch zum tanzen bringt hat es für mich gebongt. Deshalb tanze ich auch manchmal zu Musik die keinen Beat hat. Wahrscheinlich bin ich auch deshalb nicht der richtige Person für die Antwort auf dieser Frage – auf jeden Fall, das hier ist meine Antwort.

Welche Clubabende sind für Dich in Deinem Leben die Beeindruckensten gewesen?

Natürlich die allererste wo ich war, im Jugend Klub und danach Top Rank – beide in Brighton (UK). Danach dauerte es ein wenig bis mir ein Club den Atem verschlag – das war dann ein Rave den ich besuchte, eine Donnerstagnacht, hinter der Kings Cross Railway Station in London. Der Eingang war ein ganz normaler Hauseingang mit einer kleinen Tür. Wenn man dann die Tür passiert hatte stand man plötzlich in einer alten Fabrikhalle die so groß war das zwei verschiedene Soundsysteme an unterschiedlichen Enden funktioniert hätten. Es waren tausende Leute da und die Party wurde durch die Mutoid Waste Company Performancekunst-Gruppe organisiert. Als dann die Polizei kam forderte die uns nur freundlich auf uns ruhig zu verhalten wenn die Party zu Ende ist und wir nach hause gehen wollen. Ich war auch sehr vom Cha Cha in Berlin begeistert in dem ich Resident war und zwei mal Partys veranstaltete. Das Planet war auch großartig und besonders der 2. Floor der damals für die Loveparade offen war hatte es mir angetan.

Heute ist meine Lieblingsveranstaltungsort das Eschschloraque. Es ist eine echte Oase und hat über die Jahre ein magisches Gefühl behalten. Bald gibt es auch das KKDW (Kleinster Klub Der Welt) der in Wirklichkeit eine Sound- und Lichtinstallation bei mir im Studio ist. Nur zwei Personen und ich passen dort hinein. Bis jetzt waren ca. 20 Leute dort und haben nur positiv darüber

Wo kaufst Du momentan am liebsten Musik ein?

Ich kaufe das meiste bei Discogs. In den letzten 3 Jahren habe ich etwa 400 originale dub Reggae CDs gesammelt und auch viele African Field Recordings. Auch kaufe ich oft bei Hard Wax ein, die haben viele coole Sachen. Außerdem gibt es noch eine Reggae Seite aus Tokyo bei der ich Tracks herunterladen kann.

Ich bin auch glücklich das ich wöchentlich mehrere hundert (25 bis 40 Gigabyte monatlich) neue Tanz- und Chill- Releases zugesandt bekomme. Ein Teil davon kommt über den „Eric Prince under sure Promopool“ aus den USA. Er ist der Afroamerikaner der die allerersten Hip Hop Tracks auf Vinyl veröffentlicht hat und schickt mir wirklich coole Sachen aus dem Bereichen Soulfull House, Afro House, RNB, Hip Hop Classics und Nudisco. Durch ihn lerne ich immer noch viel über die DJ Musikkultur und er ist eine großartige Quelle für gute Musik.

Ich editiere übrigens fast alle meine Tracks bevor ich sie in meinen Sets spiele. Es gibt so viele Möglichkeiten etwas mehr Originalität und Kreativität zu präsentieren. Ich versuche gerade in meinen Dub Interventions Sets stets einfache Sounds zu spielen. Die Musik ist dadurch etwas anspruchsvoller und die Leute müssen schon was tun für ihren Spaß. Das passt aber auch zu meinen momentanen Lieblingsauftritten in der Kunst-Szene.

Du spielst ja am kommenden Sonnabend, als Ed2000, in Potsdam. Kannst Du dich daran erinnern wann Du das letzte mal im schönen Potsdam gespielt hast?

Ja das kann ich. Es war mit Micha alias Gaya Kloud und ich glaube auch bei Beatenterprises. Soweit ich mich erinnern kann war es ein sehr guter Abend und ich erwarte eh nicht wenig von einen Auftritt mit Gaya Kloud. Ich kann euch aber nicht mehr sagen welches Jahr das war, dazu müsste ich mal in meinen Flyerarchiv suchen. Kann auch gut sein das ich zwischendurch mal Freitags bei Radio Fritz in Babelsberg gewesen bin.

Danke für deine Zeit und viel Spaß am Samstag im Archiv bei Beatenterprises mit dir und Gaya Kloud.

No more heros, no personality cult, make great art, make graet musik, have a great life, be happy with enough!!!